Muskeln: Erkrankungen

Muskeln: Erkrankungen
Muskeln: Erkrankungen
 
Neben der normalen Kontraktion der Skelettmuskulatur gibt es krankhafte Formen der Kontraktion, die durch verschiedene Krankheiten hervorgerufen werden können.
 
 Normale und krankhafte Muskelkontraktion
 
Bei schwerer körperlicher Arbeit werden die Muskeln, die wegen ihrer stetigen Kontraktionstätigkeit mehr Sauerstoff benötigen, stärker durchblutet, auch andere Organe profitieren davon. Gleichzeitig muss vor allem das bei der Muskeltätigkeit hergestellte Lactat (Salz der Milchsäure) über das Blut abtransportiert werden, da es sonst zu Einschränkungen der Muskelfunktion kommen kann. Lactat bewirkt unter anderem, dass das Herz, das bei schwerer körperlicher Tätigkeit eine höhere Pumpleistung erbringen muss, rascher ermüdet, sodass nicht mehr genug Blut und damit nicht mehr genug Sauerstoff zu den Muskeln transportiert werden kann - auch die Muskeln ermüden. Zu den normalen Formen der Muskelkontraktion zählen unter anderem die Zuckung sowie die Dauerkontraktion. Eine Zuckung wird durch einen kurz andauernden Nervenimpuls ausgelöst - die Folge: Teile des Muskels kontrahieren für kurze Zeit. Bei der Dauerkontraktion folgen die Nervenimpulse so rasch aufeinander, dass der Muskel sich nicht mehr entspannen kann, sondern für längere Zeit kontrahiert. Zu einer solchen Dauerkontraktion kommt es z. B., wenn Muskeln willentlich angespannt werden. Damit wir den Kopf halten und aufrecht gehen können, ohne dass der willentliche Befehl dazu gegeben werden muss, ist eine gewisse Muskelgrundspannung erforderlich, der Muskeltonus. Dieser resultiert daraus, dass stets - auch in Ruhe - Teile des Muskels kontrahieren, um sich dann wieder zu entspannen. Im Anschluss kontrahieren dann andere Teile des Muskels. Krankheiten können dazu führen, dass der Muskeltonus gestört ist, dass er entweder zu stark ausgeprägt (Muskelhypertonie, kurzzeitig auftretend z. B. infolge von Schlaganfall) oder kaum vorhanden ist, was sich durch Schlaffheit des Körpers äußert (Muskelhypotonie). Auch Verspannungen der Muskulatur (z. B. infolge zu lange dauernder einseitiger Muskelbelastung) bedingen oft einen gesteigerten Muskeltonus. Zu den krankhaften Muskelkontraktionen gehört der Tremor - hierbei ziehen sich antagonistisch wirkende Muskeln in kurzen Abständen zusammen, was zu einer Zitterbewegung führt. Bei einem Spasmus kommt es plötzlich zur Kontraktion verschiedener Muskeln, ohne dass der Betreffende dies will.
 
 Skelettmuskelerkrankungen
 
Muskeln brauchen Bewegung - fehlt es ihnen daran, kommt es zur Muskelatrophie, dem Verlust an Muskelmasse. Die Muskelzellen werden dünner und weniger leistungsfähig. Meistens wird eine Muskelatrophie durch Bettlägerigkeit oder Ruhigstellung von Gliedmaßen verursacht. Bewegt sich der Patient hinterher wieder, geht auch die Muskelatrophie zurück. Manche Krankheiten führen dazu, dass Muskeln von der Nervenversorgung abgeschnitten werden - dann ist die darauf folgende Muskelatrophie nicht mehr zu beheben. Bei der Muskeldystrophie - einer glücklicherweise seltenen, meist erblichen Erkrankung - schwinden die Muskelfasern; die Folge ist Muskelschwäche. Es gibt verschiedene Formen, die zum Teil mit geistiger Behinderung einhergehen und zu vorzeitigem Ableben führen.
 
Ob und wie Muskeln auf elektrische Reize reagieren, wird durch die Elektromyographie festgestellt. Sie kann z. B. zeigen, ob Muskeln von der Nervenversorgung abgeschnitten sind.
 
 Herzmuskulatur und glatte Muskulatur
 
Herz- und Skelettmuskulatur sind beide quer gestreift. Sie unterscheiden sich vor allem dadurch, dass der Herzmuskel nicht willentlich kontrahiert werden kann. Außerdem sind Herzmuskelfasern untereinander vernetzt und sie sind nach einer Kontraktion längst nicht so rasch wieder erregbar wie die Skelettmuskelfasern. Daher kann es kaum zu einer Dauerkontraktion des Herzmuskels kommen, die den Blutfluss und damit die Sauerstoffversorgung des Organismus unterbinden würde.
 
Die glatte Muskulatur, die vor allem im Darm und im Magen, aber auch in anderen Organen vorkommt, unterscheidet sich von der Skelettmuskulatur ebenfalls dadurch, dass sie nicht willentlich beeinflusst werden kann - psychische Belastungen (z. B. Stress) können aber auf sie einen gewissen Einfluss nehmen. Die glatte Muskulatur kontrahiert zudem erheblich langsamer als die Skelettmuskulatur; weiterhin setzt sich die Kontraktion von einer glatten Muskelfaser zur nächsten fort.

Universal-Lexikon. 2012.

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